Anita Leisz und Nora Schultz verbindet ihre Beschäftigung mit der Beziehung zwischen dem bildhauerischen Verfahren und dem menschlichen Körper samt seinen Alltagsroutinen. Ihrer beider Arbeit an skulpturalen Problemen wie Balance, Volumen, Masse, Innen und Außen divergiert indessen bei der entscheidenden Frage: Wann ist eine Skulptur vollendet?
Wie an ihrer zweiteiligen Skulpturengruppe mit dem Titel Freaks kenntlich wird, feilt Leisz minutiös an den Details. So könnte man sagen, eine der beiden Skulpturen habe einen Kopf und einen Hintern, die andere hingegen zwei Hintern. Geometrisch ausgedrückt überlappen die sechs schmaleren der insgesamt acht horizontalen Kanten der beiden rechtwinkeligen Formen die längere Breite um zwei Millimeter, was drei Hintern ergibt. Die übrigen zwei horizontalen Kanten sind nach außen abgeschrägt und ergeben damit zwei Köpfe.
Schultz dagegen lässt das Verfahren für sich selbst sprechen, indem sie das Werk als rekonstruierbare (oder modifizierbare, oder beides?) Anhäufung belässt. In Out Press zum Beispiel besteht aus zwei Skulpturen aus großen rechtwinkeligen Platten auf Scharnieren. Aus einer Platte wurde das Wort „In“ ausgeschnitten, aus der anderen das Wort „Out“. So entstehen zwei große buchförmige Druckerpressen, mit denen Drucke gegensätzlicher Bedeutung hergestellt werden können. Im Gegensatz zu den Arbeiten von Leisz sind die Skulpturen von Schultz derb und scheinbar provisorisch. Das Material bleibt der Idee untergeordnet, an genaue Maße werden so wenig Gedanken wie möglich verschwendet.
Künstlerinnen
Anita Leisz (AT), Nora Schultz (DE)Will Benedict
In den letzten Jahren hat Benedict als professioneller Fotograf, Maler und Kurator gearbeitet. Mit Lucie Stahl betreibt er den Ausstellungsraum und die Bar Pro Choice/L’Ocean Licker, wo er sich mit den vergänglicheren Aspekten seiner normalen Arbeit im Studio auseinandersetzt. Soziale Beziehungen werden als anregend oder destruktiv gesehen, sie zwingen Benedict in Situationen, die er sonst vermeiden würde und bieten Möglichkeiten, die er nie erwartet hätte. Benedict meinte bei mehr als einer Gelegenheit: „Die Geschichte eines Objekts kann man manchmal auswickeln und manchmal wickelt dich das Objekt ein, übernimmt deinen Körper und du bist nur mehr eine Art Zombie.“ Er gibt allerdings zu, dass es großteils seine Schuld sei, wenn er sich in so einer Lage wiederfindet – ein wenig gedämpft, umschlungen von etwas und Teil davon. Auch wenn er sich in einer Machtposition befindet, meint er, er selbst sei dafür verantwortlich.
Galerie Meyer Kainer
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